Liebe Claudi, Du meckerst zu Recht. Keiner schreibt was. Ich hatte ein recht ereignisrecihes WE und auszerdem wegen der strengen Regeln im WOhnheim und dem Anschiss, den ich fuer andere Westauslaender gleich mitkassiere, weil ich ihn versteh, jetzt das Beduerfnis umzuziehen. Ich hab wirklich keinen Bock, immer vor zwoelf heimkommen zu muessen; jeder weisz, was ich mache; ich bin komplett unter ueberwachung. es nervt. allerings ist es mir schade um die vorteile des wohnhemis, denn man kennt viele leute, man trifft immer jemanden, und es ist selten wirklich langweilig. hier ein bisschen erklaerung: am mittwoch abend sind maureen und ich sehr spaet zurueckgekommen, und ein besoffener typ ist uns hinterhergelaufen. wir haben gesagt, verpiss dich, wir gehen jetzt nach hause, aber wir sind ihn nicht losgeworden; er ist uns bis INS wohnheim gefolgt - wir hatten einige stunden zuvor mit ihm ein bier getrunken; wenn DAS keine einkadung ist mit aufs zimmer zu kommen... naja, jedenfalls war er dann mit auf unserem stockwerk, ich hab ihm gesagt, wir wollen ihn hier nicht, er soll nach hause gehen. dadurch ist die etagendame auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn rausgeschmissen. am naechsten tag musste ich zur dirketorin und mich dafuer und fuer mein haeufigs nach-12-nachhausekommen anscheiszen lassen. ich hab nur ja und amen gesagt, okay, ist vielleicht auch nicht so prall, sich nicht an die regeln zu halten, aber besuch ist im wohnheim auch nicht erlaubt abends, und wenn du dich noch mit leuten unterhalten willst, die nicht im wohnheim wohnen, musst du das halt woanders machen. soviel dazu. am donnertsag abend stand dann ziemlich ueberraschend thibaut, eion bekannter von mir aus freiburg, vor der tuer. er kam aus china und war fuer drei tage in wladi, um anschlieszend mit der transsib zu fahren. die ertse nacht hat er in einem hotel verbracht, aber wohnheim ist billiger, und also bin ich am freitag quasi auf knien zur direktorin gekrochen und hab um ein zimmer fuer thibaut gebeten. sie war ganz freundlich, und das mit dem zimmer hat auch geklappt. zuvor allerdings, am freitag morgen, hat sich folgendes ereignet: ich war mit ner bekannten verabredet, deren mutter lehrerin ist, um mal in ner normalen russischen schule zuzugucken. hatte etwas verschlafen, aber nicht arg; war nur in maesziger eile. sitz im schlafanzug aufm klo, geht die zimmertuer und sofoert die beadezimmertuer auf und die etagenfrau kommt rein. ich hab vom klo aus die tuer wieder zugezogen. dann am zaehneputzen, etagenfrau ist weg, zimmertuer ist immer noch auf. ich mach sie zu. dusche, komme wieder raus und sehe durch den splat der badezimmertuer (sie schlieszt nicht richtig), dass die zimmertuer schon wieder auf ist. ich hatte nur unterwaesche an, denn das badezimmer ist recht klein, und es gibt wenig sinn, alle klamotten mit reinzunehmen, weil sie doch nur runterfallen von dem heizungsrohr, das als einzige aufhaengmoeglichkeit dient. ich guck also ausm badezimmer raus, die etagendfrau steht in der tuer, und ich sag, "tschuldigung, koennen sie vielleicht die tuer schlieszen?" "warum?" "ich bin in unterwaesche und wuerd mich gern anziehen." "das stoert mich nicht." ich hab noch versucht zu diskutieren, aber weil ich wenig zeit hatte und auch des russischen nicht so maechtig bin, hab ich mich geschlagen gegeben und bin bei offener zimmertuer - es sind 40 zimmer aufm flur, warum mmuss in diesem moment MEINS suabergemacht werden? - ins zimmer und hab mich angezogen. derweil ist die etagendfrau mit ihrem siffigend wischmopp durchs zimmer gefegt, relativ ruecksichtslos; ich musste also mich anziehen und glecihzeitig einem wildgewordenem feudel ausweichen. als ich angezogen war, hab ich mich aufs bett gesetzt und kaffe getrunken. die etagenfrau guckt ins bad und sagt, "ich verstehe nicht, warum hier bei euch die wand so nass ist." (die wand zwischen badezimmer un zimmer schimmelt und blaettert ab wie bloed, weil in der wanne erstens keine silikonschicht zwischen wanne und wand ist, und zweitens, weil ein roehr leckt.) ich asg, "ich verstehe das auch nicht. da ist halt was kaputt." daraufhin fanegt sie an, mich laut und extrem unfreundlich darueber aufzuklaeren, dass ich nicht weisz, wie man duscht, dass meine mitbewohnerin und ich daran schuld sind, dass es schimmelt, und dass wir dafuer bezehlen muessen, wenn wir nicht in zukunft den vorhand vorziehen beim duschen. ich sag, ich ZIEH den voehand vor, und meine mitwohnerin bestimmt auch. nein, mach ich nicht, sagt die etagenfrau, sonst waere das ja nicht so nass. ich war die ganze zeit noch einigermaszen ferundlich. solange, bis ich ein wort nicht verstanden hab und gesagt hab, "ich hab sie nicht verstanden, was heiszt dasunddas." daraufhin ist sie voellig ausgeflippt, ob ich ueberhaupt den vertarg mit dem wohnheim unterschrieben haette, das ginge ja nicht blabla. da war ich ECHT sauer. die olle schrappnelle kann keine sprache auszer ihrer eigenen; natuerlich hat sie als muttersprachlerin in einem streitgespraech mir gegnueber einen dicken vorteil. das hab ich ihr auch gesagt (hab sie aber nicht "olle schrappnelle" genannt). ich hab ihr gesagt, dass ich hier eine fremdsprache spreche, und das ich nicht jedes einzelne wort verstehe. das hat sie nicht akzeptiert, sie meinet, ich muesse alles verstehen. hab ich gesagt, muss ich ueberhaupt nicht, und was sie mich denn so anschreien wuerde, ich haette ueberhaupt nichts gemacht. da sagt sie doch allen ernstes ganz ruhig: "ich schreie dich nicht an. ich ERKLAERE dir etwas." das hat mir ein bisschen die sprache verschlagen, hab geantwortet, "ach, 'erklaeren' nennt man das also bei Ihnen." daraufhin hat sie was ueber zickige fraeuleins gemeckert und ist gegangen. ich war auf 180. der rest vom tag war aber sehr schoen und witzig, und das ganze wochende war auch prima bis aufs wohnheim. was mich ein bisschen beruhigt, ist, dass jumie, eine japanische freundin, die - anders als viele japaner im wohnheim - sehr gut russisch spricht, auch immer den anschiss fuer alle anderen mit kriegt. das liegt daran, dass sie versteht, wenn man sie anscheiszt. maureen zum beispiel kriegt nie mecker. sie laechelt dann und sagt mit breitem amiakzent "ja nje panimaju", und gut is. dann wird mir klar und deutlich gesagt, was scheisze war, und der letzte satz ist, "uebersetz das." aber jumie geht's genauso. trotzdem will ich ausziehen. mal gucken.
sonst war das WE wie gesagt prima; thibaut war hier und ich hab die fremddenfuehrein gespielt. leider gibt's hier nicht so viel in wladi, udn fuer einen ausflug auszerhalb die sadt hat die zeit nicht gereicht, weil thibaut ja ungeplant gekommen war und ich teile des WE deshalb schon fest verplant hatte. so ist er um den genuss von selbstgbratenem schaschlik in der taiga gekommen.
und ich hab noch einen draufgekriegt: hab thibaut zum bahnhof gebracht gestern abend, und waehrend wir abschiedsschaschlik und -bier konsumierten, fand er sienen zimmershcluessel in der tasche. puuh, ein glueck, klar, ich geb ihn ab. sonst haetts blosz noch wieder neuen mecker gegeben, und wir haben unsein bisschen darueber lustiggemacht, wie ich immer fuer alles den aerger krieg. ich komm nach hause, klopf bei der etagenfrau, sag, tach, hier, der schluessel, mein bekannter ist gefahren und haett fast vegessen, Ihnen den schluessel zu geben. "wie, geafhren?" "gefahren." "ganz gefahren?" "ja. und hier ist der zimm-" "DAS GEHT SO NICHT! ER KANN NICHT EINFACH WEGFAHREN; ER MUSS DER ETAGENFRAU BESCHIED SAGEN!" "oh, tut mir leid, das hat er nicht gewusst, und ich habe es auch nicht gewusst." es ging dann noch ein bisschen so weiter, aber es ist mueszig, das im detail aufzuschreiben.

nun: claudi: hoehoe! hab "mutti" gleich als "muddi" gelesen, sorry, aber ein bisschen klugscheisz muss ja immer sein, nicht wahr ;-)